1998-07-22-Weitsche20A.jpg
vorherigesÜbersichtnächstes

 

Ausgrabung 1998 Lüchow-Weitsche - Kurzfassung

Grabung in Lüchow-Weitsche, Gem. Lüchow, LK Lüchow-Dannenberg,, Niedersachsen
Dauer: 6.-24.7.1998 / Teilnahme: 14.-17. und 21.-24.7.1998 (8 Tage)   -   erste Teilnehme: 1997
Veranstalter: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Urgeschichtsabteilung
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Stephan Veil, Nieders. Landesmuseum Hannover, Urgeschichtsabteilung
Örtliche Leitung: Klaus Breest, Berlin, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesmuseums Hannover und Entdecker des Fundplatzes
Objekt: spätpaläolithischer Lagerplatz nacheiszeitlicher „Waldjäger“
Seit 1991 wurden in einem Projekt der Urgeschichtsabteilung die Ackerflächen in der Talaue der Jeetzel bei Weitsche, LK Lüchow-Dannenberg, systematisch nach Feuersteinwerkzeugen und –abfällen abgesucht. Auf 200 000 m2 konnte dabei Reste von etwa 100 Lagerplätzen entdeckt werden, die den sog. „Federmesser-Gruppen“ zugeordnet werden. Radiokarbondatierungen von Knochenkohle ergaben ein Alter von etwa 11700 v. Chr.
Nach der ersten Mitarbeit an den jährlichen Grabungen in Weitsche im Juli 1997 nun die zweite Teilnahme; keine Teilnahmegebühr.
 
Die dreiwöchige Grabungskampagne im Sommer 1998 galt wiederum insbesondere der Suche nach dem Kopf des 1994 und später in Bruchstücken entdeckten Bernsteintieres. Es nahmen acht Mitglieder der Fördervereine des Landesmuseum unentgeltlich an der Grabung teil, auch der Entdecker des Fundplatzes, Klaus Breest aus Berlin.
Die Grabung konnte erst in der zweiten Woche wie geplant durchgeführt werden, da zunächst für die Wasserpunmpe ein etwa 7 m tiefer Brunnen gebohrt werden mußte (das Pumpen aus dem nahegelegenen Flüßchen Jeetzel war zu störanfällig).
Es wurden in drei Wochen etwa 20 m2 Ackerboden nach in Viertel geteilten Quadratmetern in 3-4 cm tiefen Schichten bis unter den Pflughorizont ausgegraben und die Erde eimerweise durch Siebe geschlämmt, um auch kleinste Artefakte zu entdecken (mein Arbeitsvolumen: etwa drei m3 Erde wurde in 170 Eimer gefüllt). Dabei kam neben Feuersteingeräten und -abschlägen nur ein sehr kleines Bernsteinbruchstück zutage.
 
PS: Der personal- und kostenintensive Sedimentabbau von Hand (über 320 m2) und das Sieben durch ein C-Rohr mit Düse hatte von 1994-1998 nicht zum Auffinden des Kopfes des Bernsteintieres geführt, der für eine Bestimmung der Tierart ausschlaggebend wäre. Daher wurde 2001 ein Bagger eingesetzt, der die Erde aus etwa 300 m2 in eine Trommelsiebmaschine füllte. Das danach übrige "Grobkorn" wurde per Hochdruckstrahler gereinigt und von Hand nach Fundstücken untersucht - deutlich effektiver und kostengünstiger, aber leider ohne Erfolg, was den Tierkopf betraf.
2004 wurde der Maschineneinsatz reduziert auf eine Vibrationssiebmaschine, auf die das Sediment aus etwa 90 m2 geschaufelt und das "Grobkorn" mit dem Hochdruckgerät gereinigt wurde. Hierbei wurde endlich der Kopf des Bernsteintieres entdeckt, der eindeutig die Tierart erkennen ließ: einen Elch!
 
Quellen:
1) Stephan Veil, Klaus Breest: Weitsche FStNr. 16, Gem. Stadt Lüchow, Ldkr. Lüchow-Dannenberg, Reg.Bez. Lüneburg – in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, 1998, Beiheft 2, S. 23-25
2) Stephan Veil, Klaus Breest: Der archäologische Befund der Kunstgegenstände aus Bernstein auf dem Federmesser-Fundplatz Weitsche - in: Die Kunde N.F. 51, 2000, S. 179-202
3) St. Veil, Kl. Breest, J. Klauke und J.-F. Tolksdorf: Kleinkunst im Sieb - Zu Fundgeschichte und Einsatz maschineller Bergungsverfahren auf dem Federmesser-Fundplatz Weitsche, Ldkr. Lüchow-Dannenberg - in: Die Kunde N.F. 56, 2005, S. 31-55 
4) Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22.09.2012: Der älteste Elch der Welt
5) St. Veil, Kl. Breest: Bernsteinobjekte aus Weitsche - Die Kunst der ausgehenden Eiszeit - in: M. Baales, Th. Terberger: Welt im Wandel - Leben am Ende der letzten Eiszeit (= Archäologie in Deutschland, Sonderheft 10/2016)